Tagesordnungspunkt

TOP Ö 1: Hochwasserschutz Ansbach – Rezat: Vorstellung des aktuellen Planungsstandes

BezeichnungInhalt
Sitzung:25.04.2017   SR/004/2017 
Beschluss:Dient zur Kenntnis.
Vorlage:  32/012/2017 
DokumenttypBezeichnungAktionen
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Frau OB Seidel begrüßt Herrn Keller und Herrn Fellendorf vom Wasserwirtschaftsamt und Herrn Vogt vom Planungsbüro Dr. Blasy - Dr. Øverland.

 

Herr Keller informiert, dass sie heute den aktuellen Planungsstand vorstellen möchten. Er bittet vorab, die Lösungsansätze auch als Chancen für die Stadtentwicklung zu sehen. Nach einer kurzen Einführung übergibt er das Wort an Herrn Vogt.

 

Herr Vogt stellt anhand einer Präsentation die einzelnen Lösungsansätze/Ausführungsvorschläge in Form von Fotomontagen vor:

 

Würzburger Str./Kasernendamm

Aufgrund der Topografie musste dieser Abschnitt einbezogen werden, um ein "Hinterlaufen" des Schutzes der Altstadt zu verhindern. Möglich sei hier eine Schutzmauer aus Beton entlang des Gehweges an der Rezat (ca. 1 m hoch). Angrenzende Bäume können im Bestand erhalten bleiben.

 

Rezatparkplatz (beschrankter Teil)

Kombination aus deichartiger Böschung mit integrierter Schutzmauer aus Beton -  Am Grünabschnitt wäre evtl. auch ein reiner Schutzdeich möglich, hierfür gebe es aber besondere DIN-Vorschriften zwecks der Mindestabstände der Bäume (10 m zum Damm). Diese müssten daher weichen. Man habe sich im Lösungsansatz daher für eine Betonmauer entschieden, die aber an beiden Seiten mit Grünelementen gestaltet werden könne. Richtung Osten dann Schutzmauer aus Beton entlang des Fußweges (ca. 70 cm hoch)

 

Schaitberger Straße/Kindergarten/Altstadtzugang

Schutzmauer aus Beton entlang des Fußweg oder rückversetzt an der Außenanlage des KiGa (2,20 m hoch). Bei einer rückversetzten Mauer müsste der Außenbereich des KiGa neu gestaltet werden.

Eine schwierige Stelle sei der Altstadtzugang am Kaspar-Hauser-Platz, da hier keine durchgezogene Mauer möglich sei. Man müsste hier mit einzelnen festen Mauerelementen und mobilen Dammbalkenelementen mit Aluminiumstützen arbeiten. Diese müssten aber immer manuell aufgebaut werden und dies koste im Falle eines Hochwassers viel Zeit. Alternativ gebe es pneumatische Schutzklappen, die am Boden liegend bei Hochwasser hochklappen.

 

FOS bis Residenz

Schutzmauer aus Beton am Gehweg oder im Bereich der FOS die Möglichkeit einer rückversetzten Mauer. Auch mit Grüngestaltung oder leicht erhöhtem/vorgeschüttetem Gehweg möglich, so dass die Mauer dann nicht mehr so hoch wirke. Bei der rückversetzten Mauer müsste man den Verlust der nördlichen Hainbuchenhecke (Baumreihe) in Kauf nehmen.

An der Residenz könnte man die bestehende Mauer an der Brücke erhöhen und beim Aufgang könnten mobile Dammbalkenelemente mit Aluminiumstützen oder eine pneumatische Schutzklappe angebracht werden.

 

 

Herr Keller weist darauf hin, dass dies im derzeitigen Stadium alles nur Vorschläge sind. Es gebe natürlich auch weitere Möglichkeiten, dies sei jedoch auch eine Frage des Preises.

 

Herr Büschl bedankt sich für die Präsentation des aktuellen Planungsstandes. Die Kollegen vom WWA und vom Planungsbüro haben in ihrer Präsentation, die Gestaltungsmöglichkeiten sehr plastisch jenseits der klassischen, technischen Pläne aufgezeigt. Man befinde sich damit auf dem richtigen Weg. Er sieht auch eine große Chance für die Verbesserung der Qualität der Landschaft in der Rezataue mit Möglichkeiten des Zugangs zum Flussufer, wenn man ein ausgewogenes Maß an Parkplätzen in Verbindung mit der Renaturierung zulasse.

 

Herr Büschl weist darauf hin, dass man so wenig wie möglich mit mobilen Elementen gestalten sollte, denn der Wasserpegel steige im Bereich des Rezatparkplatzes sehr schnell (Beispiel Hochwasser Ende Mai 2016: nicht mal 4 Stunden).

 

Im nächsten Schritt werde man die Bürger einbinden, weitere Gespräche mit den Grundstückseigentümern führen und das Büro wird dann die Planungen konkretisieren.

 

Frau OB Seidel bedankt sich für Präsentation. Das WWA habe sich bereits viele Gedanken gemacht. Sie sei von den Vorschlägen, im Vergleich zu anderen Hochwasserschutzmaßnahmen, positiv überrascht.

 

Frau Koch erkundigt sich, wie schädlich das Hochwasser für die Mauern und deren Bepflanzung/Gestaltung sei und wie oft diese dann erneuert werden müssten.

 

Herr Keller antwortet, dass dies im landschaftspflegerischen Begleitplan nach den Ingenieurarbeiten überprüft werde.

 

Herr Seiler erkundigt sich, ob es bei den mobilen Übergängen auch möglich sei, die Mauer in der Erde abzusenken und bei Bedarf hochzufahren. Des Weiteren bittet er, wenn möglich, um eine Visualisierung aus Sicht der Residenzstraße auf die Innenstadt in der Bürgerversammlung.

 

Herr Vogt teilt mit, dass es natürlich versenkbare Elemente gebe, diese aber extrem teuer seien.

 

Herr Keller informiert, dass weitere Visualisierungen erst nach einem genaueren Planungsprozess geplant seien, da diese sehr teuer seien. Die heute gezeigte Präsentation werde allerdings ab morgen im Internet veröffentlicht.

 

Herr Illig teilt mit, er sei ebenfalls sehr positiv überrascht. Er habe jedoch bedenken, dass solch eine Mauer ein Magnet für Graffiti-Sprüher sein könnte. Zudem erkundigt er sich, ob man auf eine Mauer nicht verzichten könne, wenn man bereits vor der Stadt mit Rückhaltemaßnahmen eingreife. Denn die Hauptniederschläge seien im letzten Jahr z.B. bei Flachslanden gewesen. Das Hochwasser entstehe ja nicht in der Stadt, sondern vorher. Er fragt nach, ob schon alle Möglichkeiten ausgeschöpft seien, um das Wasser bereits vorher abfließen zu lassen.

Er teilt mit, dass es ihn freue, dass die Hochwasserschutzmaßnahmen auch eine Neugestaltung des Rezatparkplatz-Areals mit sich bringe. Er erinnert daran, dass die Grünen bereits 2016 einen Vorschlag zur Umgestaltung dieses Bereichs gemacht haben.

 

Herr Keller antwortet, dass alle Alternativen bereits geprüft wurden. Bei der Lage der Stadt Ansbach und dem Einzugsgebiet sei nichts anderes machbar. Rückhaltebacken seien natürlich ein Thema, aber diese decken nur ein kleineres Einzugsgebiet ab. Auch Aufforstungen haben Auswirkungen auf die Fläche, aber für einen Hochwasserschutz reiche dies nicht aus. Er führt als Beispiel Flachslanden an: 2016 sei es ein 500-jähriges Regenereignis gewesen – dies seien ganz andere Dimensionen. Zum Thema Graffitis könne er nur sagen, je kleiner die Mauer und je differenzierter gestaltet, desto unattraktiver sei sie für die Sprüher. Man sollte also mit verschiedenen Elementen und Gestaltungsmöglichkeiten arbeiten. Man könnte das Thema aber auch anders herum angehen und wo möglich und sinnvoll Graffitis für die Gestaltung nutzen.

 

Herr Büschl weist darauf hin, dass durch die Gestaltung einiges zu machen sei. Man könnte einen Erlebnisraum schaffen und die Menschen dadurch wieder näher an das Wasser heranbringen.

 

Herr Hüttinger teilt mit, dass sich die BAP schon sehr intensiv mit dem Thema, ob man die Wassermassen schon vorher zurückhalten könne beschäftigt habe. Mit allen möglichen Anstrengungen könne man aber max. 15 m³/s einhalten. Trotzdem fließen dann noch 60 m³/s in die Stadt. Es führe daher kein Weg an einem technischen Hochwasserschutz vorbei. Er halte die heutige Vorstellung für gelungen und appelliere nun schnellstmöglich die Grundstücksverhandlungen zu führen, denn an diesen hänge das ganze Vorhaben in zeitlicher Hinsicht.

Er teilt weiter mit, dass er der Meinung sei, dass die Mauer in bestimmten Abschnitten möglichst weit weg gerückt werden müsse, auch wenn dafür eine Baumreihe, wie an der FOS, weichen müsste. Dies sei optisch schöner und biete mehr Möglichkeiten für die Freiraumplanung an der Rezat. Er bittet Herrn Vogt um nochmalige Erläuterung zu den Abstandsflächen von Bäumen zu einem Erddamm.

 

Herr Vogt antwortet, dass die 10 m Abstandsregel nicht gelte, wenn im Deich eine Mauer integriert sei, sondern nur bei reinen Erddeichen wegen der Erosion.  Betonmauern haben diese Eigenschaften nicht. Daher könnten von Grün umkleidete Schutzelemente (Mauer im Kern) schon innerhalb der 10 m bepflanzt werden.

 

Herr Forstmeier teilt mit, dass er die Möglichkeit der Gestaltung mit verschiedenen Elementen für eine gute Lösung halte. Es werde auch kein Weg daran vorbei führen. Man müsse beide Säulen „Vorsorge“ und „Vermeidung“ beachten.

Er erkundigt sich was auf der anderen Seite der Rezat – Richtung BrückenCenter – geplant sei. Zudem fragt er nach der Binnenentwässerung, der Möglichkeit eines reinen Objektschutzes, nach Ausgleichsmaßnahmen gegen die Verschärfung des Gewässerabflusses und nach den voraussichtlichen Kosten.

Gegen die Graffitis regt er eine strukturiertere, "rauere" Gestaltung der Mauer an (z.B. viele Vorsprünge).

 

Herr Keller antwortet, dass man mit dem BrückenCenter bereits im Gespräch sei, die nördliche Seite aber kein Planungsbestandteil sei. Zur Binnenbewässerung teilt er mit, dass sich die genauen Standorte der Schöpfwerke dann aus dem weiteren Planungsstand ergeben werden. Ein reiner Objektschutz sei nicht möglich, da es nicht möglich sei, die Gebäude ringsum so abzusichern, dass der Schutz komplett abschließe. Ein einheitliches System sei besser. Zu den Ausgleichsmaßnahmen teilt er mit, dass man sich die Veränderung der Fließgeschwindigkeiten nochmal genauer anschauen werde, wenn die Planung soweit stehe. Vermutlich wird der verschärfte Abfluss aber auf Höhe des Hofgartens verpuffen. Zu den Kosten könne er noch nichts zu sagen. Man gehe aber bisher von rd. 8 Mio. € aus. Es komme dann stark auf die gewählten Varianten an und natürlich auch auf den Denkmalschutz, den man beachten müsse.

Zur Finanzierung teilt er mit, dass der Freistaat Bayern die Stadt Ansbach im letzten Jahr in den vordringlichen Bedarf eingestuft hat. Der städtische Beitrag liege daher bei 35 %. Dies sei sehr gut.

 

Herr Sauerhammer erkundigt sich, ob sich die Überflutungsgefahr westlich des Kasernendamms (Neuses/Wasserzell) durch die Maßnahme erhöhe.

 

Herr Keller antwortet, dass dies bereits im Vorstadium geprüft wurde und hier keine Bedenken bestehen. Dies werde aber nochmal neu geprüft, wenn die Planungen fertig seien. Falls sich hier etwas verschärfen würde, wäre man sogar verpflichtet, etwas dagegen zu unternehmen.

 

Herr Gowin erkundigt sich, ob bei der kleineren Mauer, für die ja Grundstücke erworben werden müssten, auch eine 65 %-ige Förderung zu erwarten sei.

 

Herr Keller teilt mit, dass der staatliche Beitrag bei der kleinen Mauer reduziert wäre.  Er weist ausdrücklich darauf hin, dass es keine Förderung sondern ein staatlicher Beitrag sei, da der Freistaat ja der Maßnahmenträger sei.

 

Herr Meyer sagt, er  finde es positiv, dass ein Erlebnisraum entstehen könnte. Er sehe aber eine „doppelte“ Mauer auf Höhe der Riviera und des Barockgärtchens kritisch.  Er erkundigt sich, ob es möglich sei, auf die bestehende Sandsteinmauer aufzubauen.

 

Herr Keller antwortet, dass dies nicht gehe. Man könne jedoch die Mauer entfernen und die neue Schutzmauer mit Sandstein verkleiden. Man müsse jedoch bedenken, dass der Staatliche Beitrag nur die reinen Hochwasserschutzmaßnahmen betreffe. Alle Kosten für zusätzlichen, gestalterischen Maßnahmen müsse die Stadt übernehmen.

 

Frau OB Seidel bedankt sich für den Vortrag.