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Sitzung: | 30.06.2015 SR/006/2015 |
Dokumenttyp | Bezeichnung | Aktionen |
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Vor Eintritt in den Tagesordnungspunkt stellt Herr Porzner einen Antrag nach § 31 der Geschäftsordnung auf Vertagung des Tagesordnungspunktes 8b (Antrag der BAP zum Weiterbetrieb des Bewegungsbades am Klinikum Ansbach) mit der Begründung, es gebe zwei unterschiedliche Rechtsauffassungen, ob die Träger (Stadt- und Landkreis Ansbach) oder der Klinikvorstand über das Bewegungsbad zu beschließen hätten.
Frau OB Seidel bittet den Antragsteller um Erläuterung.
Herr Hüttinger stellt einen modifizierten Antrag vor. Hierbei möge der Stadtrat an den Vorstand des gKU ANregiomed appellieren, die Schließung des Bewegungsbades zu überdenken. Die Schließung des Bades schade dem Haus mehr als das jährliche Defizit. Er bittet den Stadtrat seinem Antrag zuzustimmen und den Antrag von Herrn Porzner abzulehnen.
Herr Porzner erklärt, er habe einen klaren Antrag auf Vertagung gestellt und bittet um Abstimmung.
Der Antrag von Herrn Porzner auf Vertagung des Tagesordnungspunkte 8b wird gegen 20 Stimmen abgelehnt.
Frau OB Seidel steigt in die Tagesordnung ein und begrüßt den Vorstand des gKU, Herrn Dr. Goepfert und die zahlreichen weiteren Vertreter von ANregiomed. Anlass für die Einladung von Herrn Dr. Goepfert zur heutigen Sitzung waren der Fragenkatalog zum Bewegungsbad und der Fragenkatalog zu den verschiedensten Fragen zum gemeinsamen Kommunalunternehmen sowie die Bitte, regelmäßig über die Entwicklung von ANregiomed zu berichten. Sie bittet Herrn Dr. Goepfert, soweit es ihm möglich ist, um Beantwortung der aufgeworfenen Fragen im öffentlichen Teil der Stadtratssitzung. Die Entscheidung liege selbstverständlich bei ihm. Sie weist aber auf die weitreichenden Kompetenzen des Vorstandes hin. Sie habe in den letzten Tagen verschiedene Schreiben von Politikern des Landkreises erhalten, mit dem Hinweis, welche Äußerungen sie öffentlich bzw. nichtöffentlich tätigen dürfe und wie sie sich verhalten solle. Frau OB Seidel weist darauf hin, dass sie und auch der Stadtrat sich der Abgrenzung der Zuständigkeit zwischen Stadt und Landkreis, ihrer Aufgaben und ihrer Pflichten durchaus bewusst seien und sie daher keiner Intervention durch den Landkreis bedürften. Aktuell stehe der Antrag der BAP, einen Appell an den Vorstand Herrn Dr. Goepfert zu richten, das Bewegungsbad wieder zu öffnen, im Raum. Sie bittet Herrn Hüttinger, den Antrag nochmals vorzutragen.
Herr Hüttinger trägt den Antrag vor.
„Der Stadtrat appelliert an den Vorstand des
gKU Anregiomed, die Schließung des Bewegungsbades zu überdenken“.
Begründung:
Es gibt offensichtlich zwei
konkurrierende Rechtsmeinungen, wer für die Schließung bzw. den Weiterbetrieb
des Bewegungsbades zuständig ist.
Fast 5000 Unterschriften,
viele öffentliche Meinungsäußerungen, vor allem die Schilderung von Betroffenen
zeigen, dass der Weiterbetrieb eines sanierten Bewegungsbades für die Menschen
unserer Region wichtig erscheint.
Eine gerichtliche Klärung
der Zuständigkeit würde wahrscheinlich einen längeren Zeitraum in Anspruch
nehmen, ohne dass Bürgerinnen und Bürgern eine wohnortnahe therapeutische
Nachsorge zur Verfügung steht.
Unter Umständen finden sich
sogar Möglichkeiten das Bewegungsbad kostenneutral oder gar wirtschaftlich zu
betreiben. Der sich morgen gründende Förderverein hat unseres Wissens in
Aussicht gestellt, den Betrieb des Bades finanziell zu unterstützen“.
Frau OB Seidel ergänzt, die Zuständigkeit
sei sowohl durch die Stadt Ansbach als auch durch ANregiomed selbst juristisch
geprüft worden und es bestünden unterschiedliche rechtliche Auffassungen. Die
Stadt Ansbach sehe die Zuständigkeit für die Entscheidung über die Schließung
des Bewegungsbades bei den Trägern, also Stadtrat und Kreistag, ANregiomed sehe
sie beim Vorstand. Die Schließung des Bewegungsbades habe in der Öffentlichkeit
für sehr viel Aufsehen gesorgt, siehe auch die Unterschriftenaktion. Sie
persönlich würde sich wünschen, das Bewegungsbad am Klinikum mit zusätzlichen
Angeboten kostendeckend erhalten zu können. Ein Beispiel für den Weiterbetrieb
eines Bewegungsbades durch ein erweitertes Nutzungskonzept sei das Bad im
Sebastianspital in Nürnberg. Hier handle es sich zwar nicht um ein
Akutkrankenhaus, aber man könne dies als Anregung nehmen.
Im Gremium wurden anschließend
unterschiedliche Meinungen geäußert. Die
öffentliche Nennung der Gründe für die Schließung, wie Finanzierbarkeit,
gesundheitliche oder hygienische Probleme, wurden von mehreren Stadträten als
problematisch angesehen. Einhellig war man der Meinung, dass eine rechtliche
Klärung der Zuständigkeit in jedem Fall erfolgen solle. Es erfolgte eine
heftige Diskussion, ob man vor der Darstellung der Gründe für die Schließung,
den Antrag der BAP überhaupt behandeln könne.
Frau Seidel schlägt daraufhin vor,
zunächst Herrn Dr. Goepfert das Wort zu erteilen und anschließend zu
entscheiden, ob ein Beschluss über den Antrag/Appell der BAP öffentlich oder
nichtöffentlich entschieden werden kann.
Herr Dr. Goepfert bedankt sich für die
Einladung zur Sitzung. Er sei gerne bereit Informationen zu geben. Anhand einer
Präsentation erklärte er die Eckdaten des ANregiomed gKU. Zum Verbund gehören
aktuell 2500 Mitarbeiter, 813 Planbetten mit einem Jahresumsatz von 140 Mill €.
ANregiomed sei der Gesundheitsdienstleister in der Region mit den Standorten
Ansbach, Dinkelsbühl und Rothenburg, einer Praxisklinik in Feuchtwangen, 14
KV-Sitzen und 6 Berufsfachschulen.
ANregiomed erteile
regelmäßig Informationen an die Verwaltungsräte und die Stellvertreter in Form
von, Lageberichten, Statusberichten, Beschlussvorlagen, ANregiomed aktuell, Vorstandsinformationen
und Protokollen. Dies stelle ein umfangreiches Informationspaket dar, welches
ca. 41 % der Stadträte erhalten würden. In der Sitzung des Verwaltungsrates am
20.05.2015 wurde folgender Beschluss für den Umgang mit Anfragen und
Informationen seitens der Verwaltungsräte und der Träger gefasst. Hier habe der
Verwaltungsrat beschlossen, dass
- der Vorstand ein- bis
zweimal pro Jahr an den nicht öffentlichen Sitzungen der Trägergremien
teilnehmen kann , um die Fragen persönlich zu beantworten.
- es sich hierbei auf grundsätzliche
Themen beschränken solle, die für den Trägerrelevant sind (z.B. finanzielle
Situation)
- die vom Vorstand
vorgestellten Präsentationen nicht an die Sitzungsteilnehmer weitergegeben
werden.
- weitergereichte
Informationen dem Unternehmen in keinem Fall Schaden dürfen
- die Verwaltungsräte
relevante Informationen in den nichtöffentlichen Trägergremien weitergeben
dürfen.
Herr Dr. Goepfert fährt fort: Das
Gesamtunternehmen ANregiomed befinde sich auf einem guten Weg. Trotzdem gebe es
noch viele Herausforderungen und der finanzielle Rahmen sei für alle Kliniken
eng gefasst. Zudem stehe man im Wettbewerb mit anderen Kliniken. Problematisch
sei auch, dass ab 2017 der Versorgungszuschlag für ANregiomed, der derzeit 1
Mill € (18VK) beträgt, gestrichen werde. Zudem sinke der Landesbasiswert durch
Mehrleistungen. ANregiomed leiste sich auch defizitäre Bereiche wie die
ambulante Notfallversorgung. Jeder Notfall koste im Schnitt 126 €, bringe aber
nur 32 € ein. Dies sei im Jahr ein Defizit von 3,76 Mill. ANregiomed sei
bestrebt, das bestmöglichste Angebot für die Menschen in der Region anzubieten,
dazu seien aber auch teils „schmerzhafte“ Einsparungen in anderen Bereichen
notwendig. Im Gegensatz dazu, konnte auch schon viel erreicht werden. Ansbach
werde als Schwerpunktkrankenhaus weiter massiv ausgebaut im Bereich der
Neurochirurgie, der Etablierung eines regionalen Traumazentrums und einer SAPV
(spezialisierte ambulante Palliativversorgung), einer interdisziplinären
Notaufnahme und der Übernahme der Neurologie/ Schmerztherapie vom
Bezirksklinikum Ansbach. Standortübergreifend wurde die Verbundbildung
erreicht, ein Zukunftskonzept erstellt, MVZ-Strukturen aufgebaut, eine
einheitliche Führungsstruktur und eine einheitliche Projektstruktur geschaffen.
Wirtschaftlich konnte eine Kostenstabilität erreicht und die Liquidität
gesichert werden. Trotzdem sei es dringend notwendig, die Kosten zu senken, das
Defizit sei noch zu hoch.
Zur Schließung des
Bewegungsbades erklärte Dr. Goepfert, das Sanierungskonzept sei mit den Banken
abgesprochen. Die massiven öffentlichen Diskussionen zur Schließung des
Bewegungsbades sei auch von den Banken mit Erstaunen registriert worden. Er
weise darauf hin, dass stationäre Patienten durch eine kurze Verweildauer das
Bewegungsbad nicht nutzen würden. Genutzt werde es lediglich von ambulanten
Patienten, die Schmerztherapie nutze das Bad im Bezirksklinikum. Das Bad spiele für die Akutversorgung keine
Rolle, es gebe für die ambulanten Patienten nutzbare Alternativen. Er habe mit
vielen Betroffenen Gespräche geführt und Lösungen gefunden. Er könne den Wunsch
nach dem Weiterbetrieb des Bewegungsbades durchaus nachvollziehen. Er sehe sich
aber gegenüber den Banken in der Pflicht, Kosten zu sparen. Das Defizit des
Bewegungsbades liege bei 67.500 € pro Jahr. Die Entscheidung für die Schließung
sei schmerzlich, aber notwendig.
Herr Dr. Goepfert geht nun auf die
Leistungsentwicklung der Häuser ein.
Die Übernahme der Neurologie
und der Schmerztherapie zum 01.04.2015 sei wichtig für die Stärkung des
Schwerpunkthauses in Ansbach. Hier werden auch neue Hauptabteilungen entstehen,
im 3. Quartal eine HNO-Abteilung, ab dem 01.08. die Pneumologie und die
Onkologie zum 01.09.2015. Die Bereiche Gastroenterologie, die
Visceralchirurgie, die Gefäßchirurgie, die Thoraxchirurgie, die Neurologie und
die Kardiologie sollen weiter ausgebaut und gestärkt werden. In Rothenburg
liege derzeit das Hauptaugenmerk beim Aufbau der Elektrophysiologie in der
Kardiologie. In Dinkelsbühl wurden die Wechselendoprothetik und die
Wirbelsäulenchirurgie neu etabliert. In Ansbach und in Rothenburg habe man in
den ersten 4 Monaten des aktuellen Jahres eine deutlich positive Entwicklung
erkennen können. In Dinkelsbühl konnte erfreulicherweise die Negativentwicklung
der letzten Jahre aufgehalten werden. Insgesamt zeige der Verbund eine starke
positive Entwicklung in den ersten Monaten dieses Jahres im Vergleich zum
Vorjahr. Das Jahresergebnis entwickele
sich im operativem Ergebnis von einem Defizit von knapp 6 Mill € im Jahr 2012
und einem Defizit von 11 Mill € im Jahr 2013 zu einer Reduzierung des Defizites
um 8 Mill € auf 2,9 Mill € im Jahr 2014. Dies sei ein deutliches Zeichen für
die positiven Auswirkungen aus dem Zukunftskonzept. Der Trend sei absolut
positiv und lasse ihn auch zuversichtlich in die Zukunft blicken. ANregiomed
sei in der Region der wichtigste Gesundheitsversorger in Stadt und Landkreis
Ansbach.
Im anschließenden Fragenteil
weist Herr Dr. Goepfert mehrmals darauf hin, dass er sich aufgrund des
genannten Beschlusses der Verwaltungsrats ANregiomed zu Fragen nicht öffentlich
äußern wolle.
Frau OB Seidel bittet Herrn Dr. Goepfert seinen
vorhandenen Spielraum als Vorstand zu Gunsten der Öffentlichkeit zu nutzen.
Auch könne sie aus allen bisherigen zur Verfügung stehenden Informationen nicht
entnehmen, dass geprüft worden sei, ob ein kostendeckender Betrieb des
Bewegungsbades bei zusätzlichen Nutzungen, durchgeführt werden könne.
Herr Dr. Goepfert begrüßt die Überlegungen
von Frau OB Seidel, schränkt aber die finanzielle Machbarkeit ein und verweist
nochmals darauf, keine Fragen öffentlich beantworten zu können. Ergänzend
erklärt er, die Schließung des Bewegungsbades gehöre leider zu den unliebsamen
Entscheidungen.
Nach weiterer teils
kontrovers geführter Diskussion über die Vorgehensweise bei der Schließung des
Bewegungsbades verweist Frau OB Seidel den Fragenteil und die weitere
Diskussion in den nichtöffentlichen Teil der Sitzung. Ein Beschluss über den
Antrag der BAP könne, wenn er im nichtöffentlichen Teil gefasst wurde, später
auch öffentlich gemacht werden.
Die Sitzung wird für 10 min.
unterbrochen.
Danach erfolgen weitere
Informationen und die Beantwortung der Fragenkataloge durch Herrn Dr. Goepfert
in nichtöffentlicher Sitzung.