Tagesordnungspunkt

TOP Ö 2: Kinder- und Jugendschutz - Suchtprävention;
Bericht der Suchtberatungsstelle des Diak. Werkes Ansbach zum Thema "Kräutermischungen"

BezeichnungInhalt
Sitzung:02.07.2015   JHA/002/2015 
Beschluss:Dient zur Kenntnis.
Vorlage:  12/015/2015 
DokumenttypBezeichnungAktionen
Dokument anzeigen: Vorlage Dateigrösse: 87 KBVorlage 87 KB

Herr Schneider von dem Diakonischen Werk Ansbach stellt sich vor. Das Thema Kräutermischungen ist seiner Einrichtung bereits seit ca. 10 Jahren bekannt. Es besteht bereits zu ca. 1000 Menschen Kontakt, die damit zu tun haben. Ca. 5-10 % aller 15 – 18-jährigen haben bereits Erfahrungen mit Kräutermischungen. Tendenz steigend. In dieser Hinsicht unterscheidet sich der ländliche Raum kaum von der Großstadt. Oft ergibt eine Mischung aus Alkohol bzw. anderen Drogen und Kräutermischungen eine verheerende Wirkung, die auch zum Tode führen kann. Allein im letzten Jahr wurden 82 verschiedene neue Substanzen auf den Markt geworfen, so dass Konsumenten keinerlei Übersicht haben, was sie zu sich nehmen. Die meisten Kräutermischungen werden im Asiatischen Raum zusammengestellt und über das Internet vertrieben. Kräutermischungen sind inzwischen die zweithäufigsten Drogen. Gesetze greifen in diesem Fall nicht, da verbotene Substanzen leicht durch abgewandelte Stoffe ersetzt werden können.

Es besteht Kooperation mit Krankenhäusern. Leider werden die Konsumenten oft erst einsichtig, wenn bereits gravierende Schwierigkeiten wie z. B. Jobverlust eingetreten sind. Therapiemethoden sind noch in der Entwicklung. Vor allem bei der Langzeitwirkung gibt es noch keine Erfahrungswerte.

Die Wirkung der Kräutermischungen kann je nach Inhaltsstoffen sehr unterschiedlich sein, z. B. Depressionen, Gedächtnislücken oder auch Euphorisierung. Die Abhängigkeit entsteht sehr schnell, Entzugserscheinungen sind z. B. Schlaflosigkeit.

 

Frau Frauenschläger interessiert sich für die Reaktionen der jungen Leute, die im Krankenhaus kontaktiert werden.

 

Herr Schneider kann keine passende Strategie für alle erläutern, da manche einsichtig reagieren, während andere völlig gleichmütig scheinen.

 

Frau OB Seidel spricht noch die Reaktionen der Eltern an. Diese sind laut Herrn Schneider oft überrascht und suchen nach einem schnell wirkenden Rezept gegen die Sucht. Teilweise haben aber selbst Erwachsene keine Einsicht. Eine bestimmte Ursache für einen Suchtverlauf gibt es nicht.

 

Frau Frauenschläger fragt, wie lange auf einen Therapieplatz gewartet werden muss, und wie lange eine Therapie dann dauert.

 

Herr Schneider erklärt, dass innerhalb von 4-6 Wochen ein freier Platz gefunden wird, der dann auch finanziert wird. Die Dauer einer stationären Therapie variiert von 8 Wochen bis zu einem halben Jahr. Eine ambulante Therapie dauert ca. 1 Jahr, da der schützende Rahmen fehlt. Auf Nachhaken von Frau OB Seidel ergänzt er, dass nach Möglichkeit die ganze Familie mit einbezogen wird.

 

Frau Homm-Vogel erkundigt sich nach der Personalstärke seiner Einrichtung.

 

Laut Herrn Schneider stehen dem Diakonischen Werk Ansbach derzeit 7 Stellen, verteilt auf 11 Mitarbeiter, zur Verfügung. Da diese hauptsächlich vom Bezirk finanziert werden und pro 10.000 Einwohner 1 Stelle genehmigt ist, steht mehr Personal nicht in Aussicht. Zudem sind noch neue Projekte in Planung.

 

Frau Homm-Vogel spricht noch die Reaktionszeit nach bekannt werden eines Falles an.

 

Herr Schneider versichert, dass innerhalb eines Tages, spätestens aber nach einer Woche, die Betroffenen Hilfe erhalten. Es gibt aber auch offene Sprechtage.

 

Als Herr Fabi die ausreichende Kooperation mit anderen Stellen bei der Vorbeugung anspricht, kann Herr Schneider von vielen Anfragen z. B. von Schulen berichten. Dort werden sowohl Lehrer als auch Schüler, teilweise schon ab der fünften Klasse, mit dem Thema vertraut gemacht. Auch im Internet sind durchaus seriöse Infos zum Thema zu finden.

 

Frau OB Seidel fragt explizit nach einer Zusammenarbeit mit der Polizei, die von Herrn Schneider bestätigt werden kann. Mit dem dortigen Präventionsbeamten wird zusammengearbeitet, auch werden von dort immer wieder Leute zu seiner Einrichtung geschickt.

 

Herr Meyer weist darauf hin, dass die Zahl der Todesfälle von 2013 bis 2015 um ein fünffaches gestiegen ist, und ob dies wohl mit der Cannabisprohibition zusammenhängen kann.

 

Herr Schneider verweist noch einmal auf die Wechselwirkung mit anderen Drogen, so dass eine genaue Zuordnung nicht möglich ist.

 

Frau OB Seidel bedankt sich für die interessanten Informationen.

 

Herr Schneider betont, er möchte Optimismus verbreiten, die Dinge müssen ja nicht so bleiben wie sie sind.