Tagesordnungspunkt

TOP Ö 1: Vorstellung der Kriminalstatistik durch die PI Ansbach

BezeichnungInhalt
Sitzung:25.04.2023   SR/004/2023 
Beschluss:Dient zur Kenntnis.
DokumenttypBezeichnungAktionen

Herr Hegwein stellt die Kriminalstatistik anhand einer PPP vor:

 

Allgemeine Kriminalitätslage

 

Straftaten gesamt:

 

 

In der Stadt Ansbach wurden 2022 insgesamt 2965 Straftaten erfasst. D.h. 19 % mehr als im Vorjahr. Hiervon konnten 2174 Fälle geklärt werden. Die Fälle haben sich auf das Niveau vor Corona angeglichen bzw. liegen leicht darunter.

 

Wie bereits in den Vorjahren angemerkt wurde, werden die Fallzahlen auch von der Flüchtlings- und Zuwanderungssituation beeinflusst. Verstöße gegen des AufenthG und das AsylVG wirken sich auch auf die PKS aus und beeinflussen die Aufklärungsquote und Häufigkeitszahl. Die folgenden Zahlen, sind jedoch ohne diese Verstöße dargestellt.

 

 

Aufklärungsquote in der Stadt Ansbach:

 

Stadt AN

2018: 71,5 %

2019: 72,6 %

2020: 73,0 %

2021: 74,8 %

2022: 73,0 %

 

 

 

 

Die Aufklärungsquote in der Stadt Ansbach liegt 2022 bei 73 %, das liegt deutlich über dem mittelfränkischen und bayerischen Durchschnitt. In Ansbach werden beinahe 3 von 4 Straftaten aufgeklärt. Das ist ein sehr guter Wert.

 

 

Häufigkeitszahl:

 

 

Die Häufigkeitszahl ist der Gradmesser für die Kriminalitätsbelastung in der jeweiligen Region. Diese stieg 2022 in der Stadt Ansbach auf 7030. Dies stellt, mit Ausnehme des Corona-Jahres 2021, die niedrigste Kriminalitätsbelastung der letzten 5 Jahre dar.

 

 

Dennoch bedeutet dies auch, dass die Stadt Ansbach nach Nürnberg (7393) die zweithöchste Kriminalitätsbelastung aufweist. Erlangen (5189), Fürth (3982) und Schwabach (3925) liegen deutlich darunter. Erklärungsansätze sind, dass das Stadtgebiet als Attraktionsgebiet bezeichnen werden kann.

 

Tatverdächtige:

 

 

 

Auch die Zahl der Tatverdächtigen ist im Jahr 2022 gestiegen. Es wurden 1607 Tatverdächtige erfasst, dies stellt eine Steigerung von 23,9 % dar. Die männlichen Tatverdächtigen sind mit 73,9 % eindeutig überrepräsentiert.

 

 

Der Anteil der bis 21jährigen Tatverdächtigen betrug 2022 25 %, d.h. jeder 4. Tatverdächtige fällt in diesen Altersbereich. Im Durchschnitt der BRD beträgt diese Altersgruppe knapp 20 %.

 

 

 

Die Zahl der unter 14jährigen Tatverdächtigen ist in den letzten Jahren immer wieder gestiegen und erreicht 2022 den Höchstwert von 78 Kindern. Auch die Zahl der jugendlichen Tatverdächtigen (14-18 Jahre) stieg auf 188 Personen.

 

 

 

Es wurden im Jahr 2022 531 nichtdeutsche Tatverdächtige erfasst. Das entspricht einem Anteil von 33 %. Jeder dritte Tatverdächtige fällt in diese Kategorie. Erklärungsansätze dafür sind z.B. reisende Täter, die EU-Osterweiterung, steigende Asylbewerberzahlen (häufig auch in den Unterkünften).

 

 

Opfer:

 

 

In der Gesamtbetrachtung werden Männer häufiger Opfer von Straftaten als Frauen. Dies differiert jedoch in den verschiedenen Deliktskategorien. So sind die Opfer bei den Sexualdelikten zu 93 % weiblich.

 

Besondere kriminalpolizeiliche Aufgabenfelder

 

PKS-Entwicklung in der Stadt Ansbach:

 

Straftaten gegen das Leben:

       Lediglich ein versuchter Totschlag im Jahr 2022. Dieser ereignete sich in der JVA und konnte geklärt werden.

       Weiterer versuchter Totschlag am Bahnhof AN, bei dem eine Person zwei Passanten grundlos mit dem Messer angriff, ist noch nicht in der Statistik enthalten, da die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen sind.

 

Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung:

       insgesamt wurden 95 „Sexualdelikte“ erfasst (Vorjahr 54). Dies ist eine Steigerung von 75,9 %.

       davon insbesondere 29 Fälle wegen Kinderpornografie (Vorjahr 16 Fälle).

       Bei den sexuellen Übergriffen/Vergewaltigungen/sexuellen Nötigungen wurden 6 Delikte bearbeitet. Hier zeigt sich der Wert stabil.

 

Rohheitsdelikte:

       Zahlen stiegen 2022 um 158 Delikte auf insgesamt 647, haben sich aber auf Vor-Corona-Jahre angeglichen.

       Insbesondere eine Steigerung bei den Raubdelikten von 5 auf 16.

       Steigerung bei den Körperverletzungsdelikten auf 462.

 

Straßenkriminalität:

       z.B. Körperverletzung, Sachbeschädigung, Diebstahl/Raub, Sexualdelikte im öffentlichen Raum

       2022 insgesamt 486 Delikte. Dies ist der zweithöchster Wert im 5-Jahres-Vergleich.

       Raubdelikte beeinflussen das subjektive Sicherheitsgefühl der Bevölkerung. 2022 gab es 8 (davon 7 geklärt). Die Täter sind fast ausschließlich Jugendliche bzw. Heranwachsende.

       Sachbeschädigung ist mit 357 Delikten auf Vorjahresniveau geblieben. Es gab jedoch einen Rückgang bei Sachbeschädigung durch Graffiti von 111 auf 55 Delikte

 

 

Eigentumsdelikte:

       11 (versuchte) Wohnungseinbrüche im Jahr 2022, auch hier hat sich die Zahl wieder auf das Vor-Corona-Jahr reguliert.

       Zunahme von 34,4 % bei Diebstahlsdelikten. Insbesondere Zahl der Taschendiebstähle stieg von 2 (2021) auf 10 (2022). Auch die Zahl der Fahrraddiebstähle nahm 2022 wieder zu.

 

Vermögens- und Fälschungsdelikte:

       Rückgang um 20 % auf 328 Fälle

       aber vor allem bei Internetbetrug ist der Marker „Tatort Ausland bzw. unbekannt“. Diese Taten sind nicht in der PKS aufgeführt.

       Rückgang im Phänomenbereich (Callcenterbetrug)

       Zahl der Sachbeschädigungen konstant

 

Cybercrime:

       Steigerung im Bereich Cybercrime von 19 auf 30 Delikte und bei „Tatmittel Internet“ auf 115 Delikte.

       Problem ist auch hier der „Tatort Ausland bzw. unbekannt“

       Steigerung auch in den nächsten Jahren zu erwarten

 

Politisch motivierte Kriminalität:

       Auch 2022 fanden wieder zahlreiche „Corona-Demos“ im Stadtgebiet Ansbach statt. Im Nachgang einer solchen Demo wurden einige Teilnehmer wegen Hausfriedensbruch angezeigt, da diese ohne die damals vorgeschriebene Maske durch das Brückencenter liefen. Dies führt zu einer Erhöhung der „sonstigen/nicht zuordenbaren“ Straftaten.

       Straftaten im Deliktsfeld „ausländische Ideologie“ stehen im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg. z.B. Sachbeschädigungen unter Verwendung des sog. „Z“-Symbols

 

Herausragende Fälle

 

Mann greift mit Messer Passanten an und wird dann von Einsatzkräften erschossen

Am 08.09.2022 gegen 18 Uhr ereignete sich in Ansbach in Bahnhofsnähe ein Angriff auf mehrere Passanten durch einen 30-jährigen Tatverdächtigen, bei dem auch ein Messer von Seiten des Aggressors Verwendung fand. Im Zuge der Einsatzbewältigung vor Ort wurde der Angreifer von Polizeikräften erschossen. Die weiteren Ermittlungen wurden von der gegründeten EKO Wels beim Kriminalfachdezernat 1 in Nürnberg durchgeführt.

 

Hackerangriff auf die Hochschule Ansbach

Im Oktober 2022 nutzte ein unbekannter Täter die Zugangsdaten eines Studenten um sich im Netz der Hochschule anzumelden. Nach Angaben des Anzeigeerstatters gelang es dem Täter dann in einen nicht für die Studenten zugelassenen Bereich des Hochschulnetzes vorzudringen und dort persönliche Daten von 4.700 Nutzern zu erlangen. Weiterhin installierte der Täter mehrere Anwendungen auf den Servern der Hochschule.

 

 

Herr Hegwein schließt mit dem Fazit ab, dass es sich in Ansbach gut und sicher lebt und man eine tolle Aufklärungsquote habe.

 

Auf Nachfrage, ob es Handlungsempfehlungen an die Politik gebe, teilt Herr Hegwein mit, dass ihm insbesondere die Prävention im Bereich der Callcenter-Betrugsdelikte sehr am Herzen liege. Er appelliert Eltern und Großeltern sensibilisieren.

 

Was die steigende Jugendkriminalität anbelangt, verweist er auf Verein „Wir gegen Jugendkriminalität“. Hier gebe es auch einen Arbeitskreis, in dem man mit Jugendsozialarbeitern und den Jugendämtern an einem Tisch sitze und Präventionsmaßnahmen und Projekte diskutiere.

 

Herr Hegwein weist darauf hin, dass die Polizei sehr gut mit der Stadt zusammenarbeite. In regelmäßigen Abständen finde der Sicherheitsrat zwischen Justiz, Polizei und Stadt statt, um Entwicklungen frühzeitig zu diskutieren und darüber zu sprechen, welche (präventive) Möglichkeiten man habe.

 

Auf die Frage, ob man in Ansbach mehr Streetworker brauche, teilt er mit, dass man dies so nicht sagen könne, da dies ein vielschichtiges Thema ist. Hierfür sei der Sicherheitsrat das richtige Gremium.

 

Herr Mehringer ergänzt, dass Präventionsarbeit natürlich immer sinnvoll sei. Man könne aber nicht pauschal sagen, welche Zahl an Streetworkern man brauche. Dies sei nicht messbar, dafür müsste man eine Studie machen. 

 

Herr Mehringer teilt mit, dass die Diebstahlsdelikte sind hochgegangen sind, dies liege daran, dass es einen sehr aktiven Ladendetektiv. gebe und das Brückencenter eine sehr gute Videoanlage hat, mit der man die Tätet identifizieren kann. Auch die Zahl der Fahrraddiebstähle ist angestiegen.

 

Zum Thema Schlossplatz informiert er, dass die Lage sich inzwischen sehr beruhigt habe. Ein Großteil der Fälle konnte aufgeklärt werden.

 

Im Bereich Cybercrime habe man explodierende Fallzahlen. Der Tatort kann aber oft nicht in Ansbach festgemacht werden und damit schlagen die klassische Trickanrufe nicht in Ansbach zu buche, weil man sie hier nicht lokalisieren kann. 2022 wurden 955 Vorgänge bearbeitet und das Thema werde die Polizei in der Zukunft auch weiter sehr hoch beschäftigen.

 

Herr Mehringer berichtet noch kurz zum Veranstaltungen und Versammlungen. Es gab 2022 120 Versammlungen mit max. 120 Teilnehmer.  Bei den Veranstaltung hebt er die Fußballspiele der SpVgg herauszuheben, hier gab es seit dem Aufstieg des Vereins in die Regionalliga einige Delikte durch Fans. Er betont dass dies allerdings vor allem den Vereinen weh tue, da diese dafür zahlen müssen.

 

Herr OB Deffner bedankt sich für das Kommen und die gute Zusammenarbeit mit der Polizei und wirbt für den Tag der Polizei am Sonntag, den 30.04.2023 am Karlsplatz sowie für das Konzert des Polizeiorchesters.