Bezeichnung | Inhalt |
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Sitzung: | 23.11.2021 HFWA/010/2021 |
Beschluss: | Dient zur Kenntnis. |
Vorlage: | REF1/010/2021 |
Dokumenttyp | Bezeichnung | Aktionen |
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Vorlage 297 KB |
Herr Nießlein informiert über den Sachstand und die
Untersuchungsergebnisse zum 365-€-Ticket. Gleichzeitig wird auf die
Ausführungen und die Präsentation zum Gutachten des VGN hingewiesen, die im
Ratsinfo zur Verfügung gestellt worden sind.
Am 17.6.2020 beschloss
der Stadtrat Nürnberg ohne vorherige Befassung der VGN-Gremien für das
Stadtgebiet Nürnberg die Einführung des 365 € Tickets. Ziel war zunächst
darüber hinaus eine Einbeziehung der Städte Fürth, Erlangen und Schwabach sowie
der Landkreise Nürnberger Land, Fürth, Erlangen-Höchstadt und Roth (4 + 4
Lösung). Mit Schreiben vom 26.8.2020 teilte das Bayerische Staatsministerium
für Wohnen, Bau und Verkehr der Stadt Nürnberg mit, dass eine solche 4+4-
Lösung dem Ziel der Staatsregierung, sich für flächendeckende leistungsfähige
Verkehrsverbünde einzusetzen, widerspricht. Deshalb wandten sich die
vorgenannten Oberbürgermeister und Landräte mit Schreiben vom 29.9.2020 an die
übrigen Städte und Landkreise im VGN und warben dafür, in den nächsten Monaten
mit einem externen Gutachter verschiedene Tarifmodelle zu entwickeln. Ziel
sollte ein „verbundweit geltendes neues Tarifsystem für Abokunden im Kontext
eines 365 € - Tickets, das den gesteckten Zielen aller Partner möglichst
nahekommt“, sein. Als Initiatorin erklärte sich die Stadt Nürnberg
bereit, 50 % der Finanzierung des Gutachtens zu übernehmen, die andere Hälfte
der Kosten von ca. 100.000 € wird aufgrund Beschluss der Verbandsversammlung
vom 10.11.2020 vom ZVGN getragen.
Den Auftrag für die
Erstellung des Gutachtens erhielt nach entsprechendem Vergabeverfahren das
Hamburger Büro civity Management Consultants, welches bereits die Einführung
des 365 €-Tickets in Wien begleitet hatte.
Civity hat in
Kooperation mit einer Arbeitsgruppe, bestehend aus dem VGN, Verkehrsunternehmen
und den Gebietskörperschaften, sieben verschiedene Tarifmodelle untersucht. Das
Ergebnis: Nur wenige zusätzliche Fahrten zwischen 1,9 und 3,2 % würden
generiert, stattdessen aber erhebliche Mehrkosten von 55 bis zu 100 Millionen €
verbundweit entstehen.
Die einfachste
Alternative wäre das Gesamtverbund-Modell, bei welchem ein einziges 365 €
-Ticket für den VGN-Gesamtraum eingeführt werden würde. Bei diesem Modell
würden zwar mit 3,2 % die meisten zusätzlichen Fahrten entstehen. Gleichzeitig
wären aber die Mindereinnahmen mit 99,8 Millionen € jährlich am größten. Für
die Stadt Ansbach würde dieses Modell Mindererlöse von 1,1 Millionen € pro Jahr
nach sich ziehen. Dieses Angebot würde zudem sicherlich zu Unzufriedenheit bei
den Kunden führen, die für ein dünnes Angebot denselben Preis zahlen müssten
wie diejenigen, die in ihrer Region ein viel besseres Angebot mit schnelleren
und häufigeren Verbindungen nutzten können.
Weiter untersucht
wurden das sog. Ringmodell und vier verschiedene Territorialmodelle, bei denen
man sich z.B. zwei angrenzende Landkreise oder kreisfreie Städte aussuchen
könnte, in denen man für 365 € im Jahr unterwegs ist. Jedes zusätzliche Gebiet
würde weitere 365 € kosten, der Gesamtraum 1460 €. Diese Modelle wären zwar flexibel,
aber sehr komplex und damit schwer verständlich.
Am
wirtschaftlichsten wäre mit 55 Millionen € das Preisstufenmodell, welches
auf dem bisherigen Tarifsystem aufbaut. Die bisher 25 Preisstufen würden auf
nur noch vier zu 365, 730, 1095 oder 1460 € reduziert werden, der Preis richtet
sich nach der zurückgelegten Strecke. Der generierte Fahrtenzuwachs wäre mit
1,9 % am geringsten. Die Mindereinnahmen für die Stadt Ansbach würden hier
504.000 € betragen.
Letztendlich wird
vom Gutachter wegen der hohen Mehrkosten bei vergleichsweise geringem Nutzen
kein Modell ausdrücklich empfohlen. Der Gutachter empfiehlt stattdessen, über
Alternativen wie z.B. den Ausbau des ÖPNV oder ein flächendeckendes
Sozialticket für Geringverdiener sowie über Drittfinanzierungen wie z.B. durch
eine intensive Parkraumbewirtschaftung wie etwa in Wien nachzudenken.
Das Gutachten
„365-Euro-Ticket für alle“ wurde den Oberbürgermeistern und Landräten in einer
gemeinsamen Videokonferenz am 12.10. 2021 präsentiert. Als Ergebnis kann festgehalten
werden, dass zum einen die Stadträte und Kreisräte im November über den
Sachstand informiert werden sollen und dass zum anderen vom VGN beim
zuständigen Ministerium die Möglichkeit der Gewährung staatlicher Zuschüsse
abgefragt wird. Die Gewährung solcher Mittel wird als Grundvoraussetzung
gesehen.
Im Anschluss werden
die Ergebnisse im Gremium diskutiert.
Herr Oberbürgermeister Deffner teilte abschließend mit, dass der VGN die
Stellungnahme des Freistaates Bayern abwarten wolle, um dann die VGN Gremien
wieder zu informieren. Die städtischen Gremien werden dann wieder entsprechend
unterrichtet.