Tagesordnungspunkt

TOP Ö 2: Hochwasserschutz und Rückhaltekonzept
Dombach/Onolzbach -
Vorstellung der Planung und des Maßnahmenumfangs

BezeichnungInhalt
Sitzung:18.10.2021   BWA/009/2021 
Beschluss:Dient zur Kenntnis.
Vorlage:  32/021/2021 
DokumenttypBezeichnungAktionen
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Herr Oberbürgermeister Deffner stellt zu Beginn Herrn Christofori vom Ingenieurbüro Christofori & Partner GbR vor.

 

Herr Wehrer umreißt kurz die Planung und den Maßnahmenumfang zum Hochwasserschutz- und Rückhaltekonzept im Bereich Dombach/Onolzbach.

 

Im Stadtgebiet Ansbach und an seinen Siedlungsrändern ist es in den vergangenen Jahren mehrfach zu kleineren und mittelschweren Überschwemmungen gekommen. Besonders betroffen waren dabei die Einzugsgebiete des Dombaches und des Onolzbaches im Ansbacher Südwesten.

 

Gemäß Beschluss des Bauausschusses im Januar 2018 wurden vom Tiefbauamt Planungsleistungen zum Hochwasserschutz- und Rückhaltekonzept für diese Einzugsgebiete begonnen.

 

Die Planungsleistungen wurden gem. Förderprogramm „Integrale Hochwasserschutz- und Rückhaltekonzepte“ mit Zuwendungsbescheid vom 06.12.2018 vom WWA Ansbach mit zu erwartenden Zuschüssen von bis zu 75% bewilligt.

 

Nach Abschluss des Vergabeverfahrens wurde das Ingenieurbüro Christofori aus Heilsbronn mit der Erstellung eines entsprechenden Konzepts beauftragt.

 

Ziel war es, die bestehenden Verhältnisse vor Ort zu erfassen um damit effektive und wirtschaftliche Löschungsvorschläge für einen wirksamen Hochwasserschutz an Dombach und Onolzbach auszuarbeiten.

 

Die Ergebnisse dieser Studie stellt nun Herr Christofori in einer umfassenden Präsentation mit detaillierten Erklärungen vor:

 

Im Rahmen des Hochwasserschutzkonzeptes wurden die Bereiche des Dombaches und des Onolzbaches bearbeitet. Folgende Leistungen sind als Grundlage des integralen Hochwasserschutz- und Rückhaltekonzeptes im Rahmen der Ermittlung der Hochwasserabflüsse bereits durchgeführt worden:

 

         Begehung und Besichtigung der Bearbeitungsbereiche

         Ermittlung des Berechnungsumfanges

         Abstimmung mit dem Wasserwirtschaftsamt Ansbach und Einholung der

           Hochwasserabflussmengen

         Bestandsvermessung der Berechnungsbereiche durch die Stadtvermessung

           Ansbach

         Einholung der Airborne 3D-Laserscanningdaten

         Erstellung eines 3D-Modells

         Erfassung der Berechnungsgrundlagen, wie Rauigkeiten, Engstellen und

           Brückenquerschnitte

         Durchführung der 2D-Abflussberechung und Kalibrierung der

           Berechnungsergebnisse

         Erstellen der Planunterlagen mit Darstellung des Abflussbereiches

 

Die Leistungen wurden für den Dombach und den Onolzbach durchgeführt.

 

Im Bereich des Dombaches sind eine Vielzahl von Uferverbauungen und Engstellen, privaten Stegen mit Geländern und Zäunen sowie Ablagerungen im Abflussbereich vorhanden. Hierdurch wird die Abflusskapazität bei Hochwasser des Dombaches stark eingeschränkt. Darüber hinaus besteht die Gefahr der Abschwemmung von Einbauteilen und Lagergut, das parallel des Dombaches gestapelt ist.

 

Rückhaltemaßnahmen sind im Freiflächenbereich zwischen dem Ortsende der Stadt Ansbach und dem Stadtteil Dombach denkbar. Bei den Zwischenflächen handelt es sich um Wiesenflächen, die durch den Dombach von Westen nach Osten durchflossen werden und beidseitig durch Forstflächen begrenzt werden.

 

Die Hochwasserabflussmengen betragen beim HQ100 von 1,6 m³/s (Bereich Dombach) bis zu 8,8 m³/s Einlauf in die Verrohrung. Beim HQ100 mit Klimafaktor beträgt die Abflussmenge 1,8 m³/ s bis 10,1 m³/s. Das HQextrem liegt in der Größenordnung von 2,2 m³/ bis 13,3 m³/s.

 

Mit dem Abflussereignis HQ100 + Klimafaktor wurden Lageplandarstellungen für den Bereich des Stadtteiles Dombach bis zur Promenade erstellt. Die Pläne wurden im Einzelnen vorgestellt und im Detail besprochen. Im Rahmen der Erstellung des integralen Hochwasserschutz- und Rückhaltekonzeptes sind folgende Maßnahmen zum Hochwasserschutz denkbar:

 

         Abflussverbesserung

         Rückhalteeinrichtungen (stehende Retention)

         Gewässerrenaturierung (fließende Retention)

         Rückhaltung in der Fläche

         Technischer Hochwasserschutz/Objektschutz

           

Für den Bereich des Dombaches wären verschiedene Maßnahmen zu kombinieren. Im Bereich der Bebauung im Stadtbereich Ansbach wären parallel des Dombaches der Rückbau von Verbauungen, die Rücknahme von Stegen und Querungen sowie die Entfernung von dem gewässerparallel angeordneten Lagergut erforderlich. Darüber hinaus wäre es denkbar im Bereich der Wiesenflächen zwischen dem Stadtteil Dombach und dem Stadtbereich Ansbach Rückhaltemaßnahmen umzusetzen. Möglich wären zwei Hochwasserrückhaltebecken, das Hochwasserrückhaltebecken Dombach 1 mit einem Volumen von rund 30.000 m³ und das Hochwasserrückhaltebecken 2 mit einem Volumen von rund 24.000 m³. Bei Umsetzung des Gesamtvolumens von rund 54.000 m³ könnte der Abfluss auf einen Basisabfluss von 100 l/s bis 200 l/s reduziert werden. Die Dammhöhen der Bauwerke würden sich in einer Größenordnung von 4 bis 5 Meter ergeben, die insbesondere im Bereich der Talseite möglichst flach mindestens

1:5 verzogen werden sollten, im Bereich der Wasserseite etwa mit 1:2 bis 1:3.

 

Zur Umsetzung der Maßnahme wäre Grunderwerb für die Dammaufstandsflächen durchzuführen, für die Einstaubereiche wäre es ausreichend, Grunddienstbarkeiten einzutragen und Entschädigungssätze für den möglichen Einstaufall zu vereinbaren.

 

Das Zwischeneinzugsgebiet zwischen dem östlich gelegenen Hochwasserrückhaltebecken 2 und dem Einlauf in den Dombach bringt diffuse Einleitungen von ca. 3 m³/s. Dies würde einer Abflussjährlichkeit von HQ2 bis HQ3 entsprechen.

 

Die maximale Leistung, die derzeit vorhanden ist, liegt bei rund 1 m³/s. Dies zeigt, dass zusätzliche Maßnahmen im Bereich des Dombaches im bebauten Bereich erforderlich wären, um die Abflussqualität zu erhöhen. Sollte nur ein Rückhaltebecken errichtet werden, würde der Hochwasserabfluss im Bereich der Dombachsiedlung bei 5 m³/s liegen, dies entspricht einem HQ10 und würde massive Rückbaumaßnahmen der vorhandenen Privatverbauungen und Gewässerquerungen zur Folge haben.

 

Das Einzugsgebiet des Onolzbaches umfasst die Bereiche des Onolzbaches, des Geisengrundgrabens und des Fürstengrabens. Im Einzugsgebiet liegen die Ortsbereiche von Hinterholz, Neudorf, Dornberg, Lengenfeld, Geisengrund und Schalkhausen.

 

Mit den Untersuchungen wurde im Bereich des Scheerweihers, der bereits über eine Ausbauqualität von HQ100 verfügt, begonnen. Die Untersuchungsmaßnahmen wurden in gleicher Form wie im Bereich des Dombaches durchgeführt. Die Abflussdarstellung HQ100 im Einzugsgebiet liegt vor.

 

Im Bereich Schalkhausen sind einzelne Anwesen direkt am Gewässer von dem Abfluss HQ100 betroffen. In den zwischenliegenden Bereichen bis zum Hohenzollernring sind im Wesentlichen die am Gewässer anliegenden Grünflächen überstaut. Östlich des Hohenzollernringes sind der Bereich des alten Messegeländes sowie Teilbereiche der Schalkhäuser Straße und der Straße Am Onolzbach vom Abfluss betroffen. Am Carolinum kommt es zu einer Ausuferung des Onolzbaches in die Schalkhäuser Straße und zu einem Abfluss in Richtung der Neustadt.

 

Beeinträchtigt wird die Leistungsfähigkeit durch die vorhandenen Kreuzungsbauwerke. Eine ausreichende Leistungsfähigkeit besitzen die Brücken in der Merkstraße und am Fußweg zur Schalkhäuser Straße, einschränkend für die Abflussleistung wirken die Brücken an der Feldstraße, die Zufahrt zum Bolzplatz/Verkehrsübungsplatz sowie die Fußwegquerung im Bereich des Mausloches.

 

Schutzmaßnahmen können in Form von Regenrückhaltebecken geschaffen werden. Im Bereich des Onolzbaches ist zwischen Schalkhausen und dem Hohenzollernring die Anordnung eines Beckens mit einem Volumen von rund 51.000 m³ möglich. Hierdurch würde sich der Basisabfluss von 9,6 m³/s auf 6,8 m³/s reduzieren lassen. Aus dem Bereich des Fürstengrabens und des Geisengrundbächleins fließen zusätzlich rund 3,3 m³ zu, durch Hochwasserrückhalte-becken im Bereich des Fürstengrabens mit 13.000 m³ und des Geisengrundbächleins mit rund 45.000 m³ würde der Abfluss im Bereich des Hohenzollernringes sich auf 1,5 m³/s reduzieren lassen.

 

Mit weiteren Maßnahmen im Bereich des geplanten Baugebietes Messezentrum und Abflussverbesserungen im Bereich der Brückenquerungen könnte eine HQ100 Sicherheit erreicht werden. Die HQ100 Sicherheit ist Voraussetzung einer Förderfähigkeit durch den Freistaat Bayern. Hierbei sind Zuwendungen von 50 % bis 75 % denkbar.

 

Der Gesamtabfluss mit den Zwischengebieten würde im Bereich der Schalkhäuser Straße bei rund 8,8 m³/s liegen. Die Leistungsfähigkeit des Gewölbes unterhalb der Promenade beträgt rund 21 m³/s und ist dafür ausreichend für den Abfluss aus dem Einzugsgebiet Dombach und Onolzbach bemessen.

 

Während des Vortrages wird seitens des Gremiums darum gebeten, die Ortsumgehung Schalkhausen im Blick zu behalten, damit keine Kollision mit den Hochwasserplanungen erfolgt und auch auf die Bay. Forstverwaltung wegen des vorübergehenden Einstaus von Waldflächen zuzugehen.

 

Nachgefragt werden aus dem Gremium Informationen zum Fortgang der Studie, zur Berücksichtigung eines möglichen Katastrophenhochwassers in den Siedlungsbereichen, zu Verbesserungen der Abflüsse im Dombach, zu den Umgestaltungsmaßnahmen im Bereich des Messegeländes und zum geplanten Zeitraum für die Grunderwerbe.

 

Auf alle Fragen geht Herr Christofori im Rahmen seiner Ausführungen ausgiebig ein.

 

Herr Büschl führt abschließend aus, dass die Verwaltung frühzeitig mit dem Grunderwerb beginnen wird, sobald Planungssicherheit besteht, was nach einem Rechtsverfahren gegeben ist. Sowohl mit dem Wasserwirtschaftsamt, als auch mit dem Staatlichen Bauamt erfolgen im Rahmen dessen entsprechende Abstimmungen. 

 

Herr Oberbürgermeister Deffner bedankt sich bei Herrn Christofori für die gelungene Darstellung und erklärt, dass die Verwaltung wieder auf das Gremium zukommen wird, um das Verfahren weiterzuführen.