Bezeichnung | Inhalt |
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Sitzung: | 09.09.2020 SKA/002/2020 |
Beschluss: | In die Fraktionen verwiesen. |
Vorlage: | 52/001/2020 |
Dokumenttyp | Bezeichnung | Aktionen |
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Vorlage 718 KB | ||
200927_Lilith_Antrag SPD 38 KB | ||
pmlillithantr 534 KB | ||
Standort Lilith Ansbach 24.09.2020-Schreiben Frau Tesche-Mentzen vom 24.09.2020 276 KB |
Bürgermeisterin
Elke Homm-Vogel schlägt vor, die Vorentscheidung zum Standort der Skulptur
„Lilith“ in die Fraktionen zu verweisen.
In einer lebhaften
Diskussion mit Einbeziehung verschiedener juristischer Urteile, Vorschläge zum
weiteren Vorgehen, Einbeziehung der Künstlerin Tesche-Mentzen, Resümees zum
Umgang mit der Thematik in der Vergangenheit, stellt Stadtrat Dr. Christian
Schoen den Antrag, im Schul- und Kulturausschuss drei Standorte als Vorschlag
an den Stadtrat zu beschließen.
Da die überwiegende
Meinung besteht, die Fraktion zu beraten lassen, zieht Dr. Schoen seinen Antrag
zurück.
I. Sachstand
Herr Oberbürgermeister Deffner hat um juristische Prüfung gebeten, ob
und inwieweit durchgreifende urheberrechtliche Bedenken gegen den aktuellen
Standort der Skulptur „Lilith“ am Karl-Burkhardt-Platz bestehen, welche Anfang
Juli 2020 an dieser Stelle aufgestellt worden ist.
Die Prüfung ist notwendig, da der Rechtsbeistand des Urhebers des
Simon-Marius-Denkmals, Friedrich Schelle, welches im Jahr 1991 errichtet worden
ist, Herr Rechtsanwalt Dr. Alfred Meyerhuber, angekündigt hat, die Entfernung
der Skulptur von diesem Standort zivilrechtlich einzufordern.
Nach juristischer Prüfung durch das Rechtsamt hat der Urheber des
Simon-Marius-Denkmals aufgrund §14 UrhG einen Anspruch auf Beseitigung der
Skulptur „Lilith“. Weitere Ausführungen erfolgen mündlich.
II. Standortprüfungen
Zur besseren Übersicht finden Sie im Folgenden eine Karte aller
Skulpturen, die im öffentlichen Raum im Innenstadtbereich der Stadt Ansbach
präsentiert werden:
Nummer |
Skulptur |
Standort |
1 |
Luitpoldbrunnen |
Bahnhofsplatz |
2 |
Verführung |
Kulturzentrum
Karlsplatz |
3 |
Uz -
Denkmal |
Hofgarten |
4 |
Stahlskulptur
ohne Titel |
Leonhart-Fuchs-Garten |
5 |
Platen-Denkmal |
Schlossplatz |
6 |
Anscavallo |
Schlossplatz |
7 |
Musen |
Theater
Ansbach Vorplatz |
8 |
Obelisk |
Theater
Ansbach |
9 |
Simon-Marius-Denkmal |
Karl-Burkhardt-Platz |
10 |
Büste
von Johann Bernhard Endres |
Johann-Sebastian-Bach-Platz
24 |
11 |
Herzog
Albrecht von Brandenburg |
Reitbahn |
12 |
Zwei
Engel |
Gumbertusplatz |
13 |
Denkender
Kopf |
FOS /
Jugendzentrum |
14 |
Kaspars
Baum |
Montgelasplatz |
15 |
Lech
und Malsche |
Johann-Sebastian-Bach-Platz |
16 |
Horizontale
Entwicklung |
Martin-Luther-Platz |
17 |
Der
schmale Grat |
Martin-Luther-Platz |
18 |
AnsBACH-Säule |
Martin-Luther-Platz |
19 |
Kriegerdenkmal |
St.
Johannis Südturm |
20 |
Güllbrünnlein |
St.
Johannis |
21 |
Flötenspieler |
Zumach-Gärtchen |
22 |
Die
unbekannte Schöne |
Zumach-Gärtchen |
23 |
Ernst
von Bandel |
An
der Stadtmauer |
24 |
Gebt
unsere Kriegsgefangenen frei |
Hinter
dem Tor |
25 |
Segment
der Berliner Mauer |
An
der Riviera |
26 |
Mann
mit Koffer |
Brücke
zum Brückencenter - An der Riviera |
27 |
Frau
mit Koffer und Hund |
Brücken-Center
Vorplatz |
28 |
Poseidon |
Hochschule
Ansbach |
29 |
Bonhoefferhof |
Platenstraße |
30 |
Kaspar-Hauser-Denkmal |
Platenstraße |
31 |
Lausbubenbrunnen |
neben
Gymnasium Carolinum |
32 |
Fortuna |
Promenade |
33 |
Ruhende
auf dem Stein |
Promenade |
34 |
Flötenspielerpaar |
Sparkassenplatz |
35 |
Asparago
Grande |
Herrieder
Tor |
36 |
Zeitsprung |
Karlsplatz |
37 |
Der
Drachenkämpfer |
Tagungszentrum
Onoldia, Foyer |
38 |
St.
Gumbertus |
Hohenzollernring |
39 |
Naga
instable |
Angletplatz |
Damit die Skulptur „Lilith“ der Künstlerin Antje Tesche-Mentzen im
öffentlichen Raum an einem neuen Standort angemessen repräsentiert werden
könnte, wurden zur Standortfrage folgende Institutionen um Stellungnahme
gebeten:
·
Arbeitsgruppe
Skulpturenmeile (Kerstin Himmler-Blöhß, Hannes Hüttinger, Thomas Röthel, Helmut
Sacha)
·
Baureferat
– Untere Denkmalbehörde
·
Sachgebiet
Grünflächen
·
Amt für
Kultur und Tourismus
·
Künstlerin
Frau Tesche-Mentzen
Kriterienkatalog
für Standortfrage:
1.
Kriterium:
Räumlicher Kontext (Bezug zu
städtebaulichen Elementen wie Straßen, Plätzen, Gebäuden, Denkmälern
(=Ensemblebereich, jedoch kein Ausschlusskriterium), Grünanlagen,
Straßenverkehrswegesicherung, Rettungswegesicherung) untersucht.
2.
Kriterium:
Künstlerischer Kontext (Innovationsgrad,
die Originalität und die Bedeutung des Kunstwerkes, Gestaltungsmittel mit
Formen, Oberflächenbeschaffenheit, Materialität, Größe, Komposition, …)
3.
Kriterium:
Zeitgeschichtlicher Kontext (in
welchem historischen, gesellschaftlichen, sozialen und politischen
Bedeutungszusammenhang befindet sich das Kunstwerk? Welche Erkenntnisse
transportiert es?)
4.
Kriterium:
Wert des Kunstwerkes (welchen Wert
das Kunstwerk in räumlich-kontextueller, künstlerischer, historischer und
gesellschaftlicher Hinsicht besitzt.)
Zur besseren
Nachvollziehbarkeit und Beurteilung bitten wir die Stadträtinnen und Stadträte
sich vom jeweiligen Standort vorab ein Bild zu machen.
Der Schul- und
Kulturausschuss empfiehlt dem Stadtrat im Ergebnis drei Standorte aus diesem
Bewertungsschemata:
|
Standort |
Bewertung +++ = sehr gut geeignet, ++ = gut geeignet,
+ = geeignet, - = ungeeignet |
|
1 |
Grünfläche hinter Herberge zur Heimat zum Rezatparkplatz hin |
Stimmige Umgebung Historische Stadtmauer ist Baudenkmal, ein
gewisser Abstand wäre notwendig und Ensemblebereich (genauen Standort mit UDB
absprechen) Ein sehr interessanter Ort, der mit Bezügen
zur Ansbacher Stadtmauer, Grünflächen und hohen Bäumen einen guten Standort
für die Figur „Lilith“ bieten kann, vorausgesetzt sie wird nahe am Fußweg gesetzt. |
+++ |
2 |
Stadtgarten (Verbindung Schalkhäuser Straße und Endresstraße) |
Die überschaubare Grünanlage mit
Spielgeräten und Sitzgelegenheiten bietet einen guten Standort für die Figur
„Lilith“. Genau vor dem Onolzbach und seiner Uferbegrünung stehend und mit
Blick auf die Fußgänger aus der Richtung der Ansbacher Altstadt kann die eher
kleine Figur den Raum, der sie umgibt, recht gut bespielen. Insgesamt weniger frequentiert, sehr
kleinteilig, nur bedingt Ensemblebereich, aber Alleinstellungsmerkmal |
++ |
3 |
Die Rasenfläche im Stadtgraben unterhalb der
Jahnstaße |
Gegenüber dem Boulodrome in der Mitte des
Stadtgrabens und unterhalb der Jahnstraße 16a würde sich eine Umgebung finden
lassen, die die Figur recht gut zur Geltung bringen würde. Abstimmung mit Unterer Denkmalbehörde
notwendig – Ensemblebereich. Der Standort geht allerdings nicht mit den
aktuellen laufenden Überplanungen des Stadtgrabens einher (Grünflächen und
Spielplatz). Im Anschluss an die Mäuerchen sind Sitzdecks zur Erhöhung der
Aufenthaltsqualität geplant. Die scheinbar noch freien Bereiche im
Stadtgraben sind beim Stadtgrabenfest mit Einrichtungen des Jugendamtes
belegt. |
+ |
4 |
Im Garten neben Markgräflichen Pavillon hinter Fachoberschule |
Die Wiese, umgeben von Sträuchern und mit
Baumbestand, vor dem markgräflichen Gartenpavillon mit seinem
standesamtlichen Trauraum stellt einen geeigneten Platz dar. Er wäre geeignet
die Figur „Lilith“ zur Geltung zu bringen. Der Betonsockel sollte soweit in
der Erde versenkt werden, dass die Figur fast ebenerdig zum Stehen kommt. Allerdings erfordern
Hochwasser-Baumaßnahmen und der barrierefreie Umbau der Rampe Eingriffe.
Skulptur müsste weiter zwischen Pavillon und Hecke zum Jugendzentrum rücken,
was als Abwertung verstanden werden könnte, da kein Fußgängerweg vorbei
führt. |
+ |
5 |
Storchenplatz, Luisenstraße (Dekanat) |
Der
Storchenplatz mit seinem zentral gelegenen Brunnen bildet einen in sich
geschlossenen urbanen Raum, in dessen harmonischer Struktur die Figur
„Lilith“ nur als Fremdkörper wirken würde. Möblierung: Bänke und Brunnen, Ensemblebereich (Absprache UDB vor
Aufstellung), Dekanatsgrundstück nicht Eigentum der Stadt; |
- |
6 |
Joh.-Seb.-Bach-Platz außerhalb Schlosstor |
Das mächtige Ansbacher Schlosstor ist ein
Wahrzeichen der Rokokostadt. Die eher kleine Figur aus der sumerischen
Mythologie dauerhaft in einen Zusammenhang mit dem Schlosstor zu sehen, selbst in einer
Ecke daneben platziert, kann nicht überzeugen. Fuß/Radwegebeeinträchtigung, Ensemble und
Einzelbaudenkmäler Absprache mit UDB vor Aufstellung |
- |
7 |
Stadtgraben Norden (Martin-Luther-Platz) |
Aktuell Überplanung der Grünfläche und
Spielplatz, Skulptur würde Stadtgrabenfest beeinträchtigen, Es ist von Vorteil die Figur eher in die
Umgebung von Natur zu setzen, so wie sie der Stadtgraben bietet. Allerdings
ist die ästhetische Wirkung der Figur „Lilith“ nicht von allen Seiten in
gleicher Weise gegeben. Die Frontansicht ist eindeutig die ansprechendere. Hier würde
sie zentral stehen. |
- |
8 |
Stadtgraben
Süden (Platen-Straße) |
Der südliche Teil des Stadtgrabens mit
seinem abschüssigen Gelände erweist sich nicht als
sehr günstig für die Aufstellung einer Figur. Zudem Überplanung Stadtgraben +
Grünflächen. |
- |
9 |
Promenade (Skulpturenmeile mehrerer Figuren) |
Promenade wurde erst fertiggestellt;
Einfügen in das Gesamtbild des Ensembles fragwürdig; viele Einzelbaudenkmäler
mit imposanter Wirkung; Die Promenade definiert sich konzeptionell als ein
Freiraum gegenüber der Verdichtung in der Neustadt. Sie bietet sich für
temporäre Ausstellungen größerer dreidimensionaler Kunstwerke an. Die eher kleine Figur
„Lilith“ wäre nicht in der Lage hier einen wirkungsvollen Akzent zu setzen. |
- |
10 |
Anglet-Platz |
Skulptur Naga instabile bereits vorhanden, Der Platz zerfällt gestalterisch aufgrund
sehr unterschiedlicher Elemente in Teilbereiche, obwohl er auf einen
Mittelpunkt mit Gedenkstein zentriert sein könnte. Die Montageplastik „Naga“ wirkt auf der großen
Grünfläche zwischen den hohen Bäumen verloren im Raum. Ähnlich würde es der
Figur „Lilith“ gehen, die außerdem auch keinen Bezug zur Städtepartnerschaft
mit Anglet hätte. |
- |
11 |
Vorplatz Brücken-Center |
Kein Ensemblebereich, nur Fl.-Nr. 2128/2
Stadt Ansbach, vorhandene Möblierung: Brunnen, Metzler-Skulptur, Radständer;
12Der Vorplatz ist mit unterschiedlichen Elementen bereits sehr verdichtet. |
- |
12 |
Platz in der Endresstraße (gg. Gasthof Linde) |
Gegenüber dem Hotel Zum Lamm wird ganz
folgerichtig mit einer Stele an Hans Koessler, den berühmtesten Stammgast des
Hauses und einen bedeutenden Musikwissenschaftler und Komponisten, erinnert.
Für die Aufstellung eines weiteren Kunstwerks findet sich hier widerspruchsfrei kein Platz mehr. Ensemblebereich |
- |
13 |
Grünfläche neben Nachtcafé (Residenzstraße) |
Der Ort erweist sich nicht sehr günstig für
die Aufstellung einer Figur. Sie würde ziemlich verloren wirken.
Ensemblebereich |
- |
14 |
Riviera (hinter Durchgangsschulhaus) |
Reichliche Möblierung vorhanden: Berliner
Mauer, Metzler-Skulptur, zwei Spielgeräte; Info-Stehle, Gastronomie mit
Außenbestuhlung, Ensemblebereich. Der Ort ist eine
Schnittstelle mit vielen unterschiedlichen Elementen. Er wirkt bereits über
alle Maßen verdichtet. Hier sollte eher über eine Rückgewinnung und
Sicherung von Freiflächen nachgedacht werden. |
- |
15 |
Neustadt Fermo Brunnen |
Gerade erst fertiggestellt, verfügbarer
Freiraum ohne behindernde Wirkung relativ klein, Statue kann evtl.
Ausstrahlung nicht entfalten; jedoch Zusammenspiel mit Wasser, Ensemblebereich; Der Platz ist durch den
raumgreifende Springbrunnen, die Bänke und die Bäume bereits sehr
verdichtet. |
- |
16 |
Kaspar-Hauser Platz vor Markgrafen Museum |
Der Eingangsbereich zum Markgrafenmuseum
teilt sich den Besuchern bereits sehr stringent und angemessen gestaltet mit.
Ensemblebereich und Einzelbaudenkmäler, Probleme mit Vogelkot, Möblierung, |
- |
17 |
Museumshof |
Schöne
Umgebung, muss aber nah an der Mauer aufgestellt werden, da sonst Konflikte
mit Veranstaltungen,
widerspricht Denkmalschutz weil Abstand zu Historischen Stadtmauer Auflage
wäre & Ensemblebereich (genauen Standort mit UDB absprechen);
Eigentumsverhältnisse der Kirche im Hof. Ein Museum kann, aufgrund seiner
wissenschaftlichen Bearbeitung von Kulturgut, nicht Standort für rein
dekorative und kommerzielle Objekte werden, wenn sie nicht explizit der
Gegenstand des eigenen Sammelns, Bewahrens und Forschens sind. |
- |
18 |
Johanniskirche Chor, Mittlere Nische |
Es fand sich keine stimmige formale und
inhaltliche Begründung dafür die Figur in den räumlichen Kontext des Chors
der gotischen Johanniskirche mit seinen Strebepfeilern, Baldachinen und
Statuen zu setzen. Sie kann hier ästhetisch nicht mit den Vorgaben
standhalten. Eine Umgebung, die streng und klar durch Pflaster und Mauerwerk
bestimmt ist, erweist sich auch als ungünstig für den etwas sehr freien und organischen
Aufbau der Frauengestalt. Übermöblierung des Martin-Luther-Platzes
(AnsBACH-Säule, 2 Skulpturen Röthel) |
- |
19 |
Karl-Burkhardt-Platz (größerer Abstand) |
Vorschlag von Frau Tesche-Mentzen, Ensemblebereich, § 14 UrhG Anspruch? |
- |
20 |
Johann-Sebastian-Bach-Platz 22 |
Verkehrs- und Rettungswege, Ensemblebereich
mit Denkmalschutz |
- |
Schreiben von Antje Tesche-Mentzen vom 27.
August 2020 an die Fränkische Landeszeitung mit der Bitte um Weitergabe an die
Stadträte:
Nachdem meine, von der Stadt Ansbach vor
einiger Zeit erworbene Bronzeskulptur ‚Lilith‘ u.a. in der Zeitung laufend und
ambivalent besprochen wird, möchte auch ich mich dazu äußern.
Es ist sehr betrüblich, dass dieser Ankauf
zu einer politischen Auseinandersetzung geführt hat. Vergessen sind die vielen
positiven Stimmen zu meiner Ausstellung im Rahmen der Ansbacher Skulpturenmeile
2019. Jetzt scheint es nur noch um negative Stimmungsmache zu gehen. Natürlich
muss und mußte Kunst das immer aushalten.
Aber einen Anwalt einschalten? Auch mir
wurde geraten, eine Verleumdungsklage wegen falscher Behauptungen und
ehrabschneidenden Unterstellungen zu beauftragen. Aber ich möchte nicht streiten.
Es gibt in der Welt im Moment wichtigere Probleme.
Der jetzige Standort wurde mir von der Stadt
vorgeschlagen und die ‚Lilith‘ von ihr dort auch aufgestellt. Ich würde mich
gerne grundsätzlich dafür aussprechen, meine Skulptur auch dort zu belassen. Gegebenenfalls
könnte man den Abstand zu dem Simon Marius Denkmal etwas vergrößern?
Unterschiedliche Kunstauffassungen können durchaus anregend sein, wie uns z.B.
die Museen laufend zeigen. Die Nähe zur abstrahierten Steinskulptur von Herrn
Schelle habe ich nicht als störend oder als Konkurrenz empfunden. Simon Marius
- was ich damals noch garnicht wußte - hat sich ja nicht nur mit Astronomie
beschäftigt. Er war neugierig und bereit auch z.B. Gegensätzliches zu
erforschen.
Für mich ist die ‚Lilith‘ - sehr zeitgemäß -
ein Sinnbild für Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau; selbstbewußt und
stark. Leider gefällt das einigen Menschen nicht - sie können ja einfach an ihr
vorbeigehen.
Es wäre für einige Kritiker doch angesagt,
sich meine, hier nur angedeutete Vita anzusehen: Neben einer Vielzahl von
nationalen und internationalen Ausstellungen gab es Preise, Fernsehfilme und
Buchveröffentlichungen. Fernsehdiskussionen z.B. zum Thema: 'Was heißt da
Kunst?‘ mit Lothar Günter Buchheim und Professor Werner Schmalenbach und
anderen. Oder über das Thema ‚Gott und das Universum‘ mit mir als Vertreterin
der Kunst, großen Theologen und einem Professor der Astrophysik. Und Vieles
mehr...
Dies wird mir sicher sofort als
Wichtigtuerei angekreidet. Aber ich habe leider das Gefühl, mich als erste, von
der Stadt Ansbach zur alleinigen Ausgestaltung der
Skulpturenmeile beauftragte Frau, gegen einige
‚Kunstsachverständige‘ verteidigen zu müssen.
In meinem langen Berufsleben als Künstlerin
ist mir so etwas wie in Ansbach noch nie passiert.
Gerade geht meine große Einzelausstellung
auf Schloss Hartmannsberg im Chiemgau, nach einmonatiger Verlängerung, aufgrund
der großen Begeisterung zu Ende.
Ich hoffe, dass es der Stadt Ansbach
gelingen wird, auf die inzwischen sogar aggressiven Aktionen mit Klugheit und
Weitsicht zu antworten und es zu einer für alle zufriedenstellenden Einigung
kommen kann.
Antje
Tesche-Mentzen
Buchauerstr. 12
81479 München
Tel: +49 89 79 63
76
Mobil: +49 172 77
98 092
Fax: +49 89 749 75
989
Atelier:
Hafendorf 2
83139 Söchtenau
Tel: +49 8053 98 51
Denkanstöße zur aktuellen
Lilith-Diskussion in Ansbach von Daniel Hahn
Denke ich einige Jahrzehnte zurück so musste
man Kunst im öffentlichen Raum in Ansbach noch suchen. Heute zeigt sich hier
ein ganz anderes Bild. Ansbach präsentiert sich als Ort der Kunst, besonders im
historischen Zentrum, an "jeder Ecke" findet man Kunstwerke. Auch
wenn manchem Zeitgenossen das vielleicht als zu überfrachtet erscheinen mag,
ist die Tatsache dass die Stadt der Kunst so viel Raum gibt etwas sehr
erfreuliches. Manch anderer Stadt täte so etwas gut. Im Innenstadt-Bereich sind
die Kunstwerke mancherorts sehr eng beisammen, modernes steht neben
historischem, immer gab es Diskussionen über ein neu dazu gekommenes Werk.
Das Marius-Denkmal bzw.
-kunstwerk am Schlosstor führte im wahrsten Wortsinne in den vergangenen
Jahrzehnten ein Schattendasein. Es lag am Wegesrand und noch dazu liegt Marius
in Form seines Kopfes am Boden neben seinem "Astrogramm". Die Jahre
sind an Marius' Kopf nicht spurlos vorbei gezogen und beinahe hatte es den
Anschein als blickte er nicht mehr in den Himmel sondern als sei er müde
geworden und eingeschlafen. Schließlich hat er seinen wissenschaftlichen
Beitrag geleistet und ihm wurde ein schattiges Plätzchen neben der Schlossmauer
zugewiesen, wer will ihm da ein Nickerchen verdenken. Zudem haben sich die Leute
eh' kaum noch für sein Leben und Wirken interessiert, zwar ist auch eine Straße
nach ihm benannt, doch auch Straßennamen haben heute oft nur noch geringe
Bedeutung bzw. rufen Interesse hervor.
Plötzlich, nach vielen Jahren,
rückt das Marius-Denkmal wieder ins Licht der Öffentlichkeit. Nicht weil man in
Archiven gegraben hat um das Wirken eines ansbacher Gelehrten wieder zu
entdecken, sondern weil an seiner Seite plötzlich ein weibliches Wesen steht.
Marius liegt am Boden, Lilith "steht" über ihm (?). Dominiert sie ihn
damit nicht? Wie kann das sein? Ein angesehener Mathematiker an der Schwelle
zum 17. Jhd. und diese merkwürdige Frau in seiner unmittelbaren Nähe, in seiner
Privatsphäre! Ein Skandal. So eng dürfen Kunstwerke in Ansbach dann doch nicht zusammenstehen!
Noch dazu: Die einzige weibliche Darstellung "weit und breit". Einem
Mann wie Marius den Rang streitig zu machen, "sich gar über ihn zu
stellen", so was geht nicht!
Lilith scheint eine solche
Strahlkraft zu haben dass sie das Werk des Marius-Künstlers in den Schatten
stellt. Hier hat das Feminine über das Maskuline gesiegt, offenbar ein schwerer
Schlag für so manchen ansbacher Bürger, doch ... weit, weit gefehlt:
Ich empfehle dringend jenen so
denkenden Zeitgenossen sich einmal mit dem Mythos der Lilith zu befassen bevor
sie unreflektiert zur Feder greifen und ihr Missfallen über den jetzigen
Standort der Lilith bzw. über das Kunstwerk selbst zum Ausdruck bringen, denn:
Nichts liegt Lilith ferner als
Dominanz über den Mann, denn die hat sie überhaupt nicht nötig, denn sie ist
bereits dem Mann gleich gestellt, seit ihrer Schöpfung.
Würde Marius heute aus seinem
"Dornröschenschlaf" erwachen und die Lilith sehen, so würde er gleich
wissen wer da bei ihm steht, denn er hatte als Universalgelehrter keine Scheu
sich mit altem Wissen zu beschäftigen das zu seiner Zeit weitgehend noch als
Teufelswerk, Ketzerei oder Hexerei galt, wie das heliozentrische Weltbild
seiner Zeit in Europa. Wie sein "Frauenbild" aussah wissen wir nicht,
vermutlich war er da ein Kind seiner Zeit, doch "verteufelt" bzw. als
Konkurrentin angesehen, hätte er seine heutige "Nachbarin" nicht.
Vielmehr hätte er mit ihr diskutiert und versucht so vieles wie möglich von ihr
zu erfahren um es für seine Suche nach der Wahrheit zu nutzen und davon zu
profitieren.
Marius war zeitlebens auf der
Suche nach dem Ursprung von Allem und dem großen Ganzen. Als Astronom und
Alchemist kannte er die zusammengehörenden Gegensätzlichkeiten die sich
in allen Dingen des Kosmos und im Leben offenbaren, Tag und Nacht, Kälte und
Wärme, Festes und Flüssiges etc. Sie waren zentraler Bestandteil der damaligen
Naturwissenschaften, die weit über Formeln und Gleichungen hinausgingen.
Marius lebte in der Zeit
zwischen Reformation und Gegenreformation, am fernen Horizont begannen sich
bereits düstere Wolken zu formieren die im Dreißigjährigen Krieg ihren Ausfall
finden sollten. Die Zeit war geprägt von tiefen gesellschaftlichen
Veränderungen und Umwälzungen, die Angst vor Kriegen, Invasionen (etwa
der Osmanen) mischte sich mit der Furcht vor dem Jüngsten Gericht, vor
Zauberei, Magie und Dämonen und fand hier gerade in Süddeutschland in jener
Zeit wieder einen grausamen Ausdruck in der Hexenverfolgung, AUCH in
Ansbach, nur findet dieses Thema dort bis heute historisch so gut wie nicht
statt.
Die aktuelle Diskussion um die
Lilith erweckt in mir den Eindruck als entzünde sich an der Figur eine uralte
Denkweise welcher auch mit noch so ausgefeilten Gender-Debatten nicht
beizukommen ist. In jedem geschriebenen und gesprochenen Wort wird heute größtmöglicher
Wert auf geschlechtliche Neutralität gelegt, was bisweilen groteske Formen
angenommen hat. Vor diesem Hintergrund erstaunt mich einmal mehr auch die
Lilith-Debatte in Ansbach. Mit Gleichheit hat die herzlich wenig am Hut,
manchem Kritiker wäre es wohl zu pass wenn am Schlossplatz ein Scheiterhaufen
errichtet würde um die Lilith zu verbrennen.
Ich frage mich warum so viele
Menschen in Ansbach an der Figur bzw. ihrem Standort Anstoß nehmen, sich sogar
persönlich angegriffen zu fühlen scheinen. Wünsche wie man möge die Figur doch
an weniger frequentierte Orte in der Stadt versetzen u. v. a. spiegeln für mich
eine tiefe Abneigung. Woher diese rührt damit möchte ich mich nicht befassen.
Kunst will und muss diskutiert werden, jeder Künstler lebt auch von der Kritik,
sei sie positiv oder negativ und sie kann zu neuer Inspiration führen.
Nichts ist einfacher als
Kritik zu üben an etwas bestehendem. Doch selbst etwas zu erschaffen,
was später natürlich kritisiert werden kann, dazu gehört so viel mehr. Ein ernsthafter
Kritiker muss die Kraft haben etwas was ihm nicht gefällt auch "stehen zu
lassen", da zeigt sich eine Charakterstärke welche ich in Ansbach an
vielen Leuten aktuell leider sehr vermisse! An dieser Stelle sei aus einem Text
von Reinhard Fendrich zitiert in dem er den Umgang mit der Kunst mancherorts
kritisch betrachtet: "Ich steh' auf einer Vernissage vor einer grässlichen
Collage ... Ein jeder der vorüber geht tut so als ob er was versteht'
...".
Nicht jedem ist es gegeben
einen Zugang zur Kunst zu haben. So richtet sich Kunst auch an keine
spezifische Personengruppe, schon gar nicht an eine Berufsgruppe. Kunst ist für
jeden da. Hinter jedem Kunstwerk steckt ein Mensch, ein fühlender, spürender
und vor allem denkender (!) Mensch. Künstler (neutral!) schaffen mit ihren
Werken Dinge die Bestand haben, die nicht auf eine Zeitspanne beschränkt sind.
Was hat in unserer Zeit Bestand? Jeder Mensch ließt Bücher, hört Musik, sieht
sich Bilder an oder geht ins Theater, doch wer schafft das alles was für viele
oft nur "Ablenkung" ist?
Allen welche die Lilith nicht
ertragen können sei hier gesagt: Es gibt jenseits ihrer Welt noch viele andere
Menschen, auf welche das Kunstwerk vielleicht eine völlig andere Wirkung hat.
Denken sie bitteschön über ihr eigenes Leben hinaus, nach ihnen kommen andere
Generationen die zu der Skulptur vielleicht einen ganz anderen Zugang haben.
Sie sind nicht alleine auf dieser Welt und sind nur ein Teil der Bevölkerung,
überschätzen sie sich und ihre Sichtweisen nicht. Hören sie auf Frau
Tesche-Mentzen persönlich anzugreifen, das ist jenseits jeden Niveaus und
bringt nur ihre niedersten Instinkte ans Licht. Wenn sie die Lilith so hassen
dann meiden sie einfach das Marius-Denkmal so wie sie es in den vergangenen
Jahren getan haben. Leider wird ihnen dann die folgende Erkenntnis nicht
offenbar werden, aber das hätten sie ohnehin nicht gewollt:
Zwei unterschiedliche
Kunstwerke können zusammen auch zu einem neuen werden. Bezüge zwischen der
Lilith-Figur und ihrem Hintergrund und dem Marius-Denkmal gibt es wahrlich
genug. Bezüge sind in der Kunst zentral!
Die vielen Menschen die jedes
Jahr Ansbach besuchen, die Einwohner oder die Neubürger hier, alle möchte ich
herzlich einladen sich mit dem Thema Lilith und Marius zu befassen. Dabei wünsche
ich ihnen ein offenes Herz und einen offenen Geist für die Kunst. Setzen sie
sich auseinander, bilden sie sich eine Meinung und reflektieren sie, ohne
Vorurteile und Vorbewertungen. Wagen sie es einfach, es lohnt sich immer.
Mögen Marius und Lilith (ganz
im Sinne ihrer jeweiligen Hintergründe) zu einer gleichberechtigten Einheit im
Herzen von Ansbach werden, das würde ich meiner Geburtsstadt für die Zukunft
wünschen.
Falls das nicht möglich ist so
wäre Lilith die letzte die hier bleiben möchte, mit ihren ihr von Gott
verliehenen Flügeln würde sie dann eines Nachts aus Ansbach für immer
verschwinden. Marius würde dann nochmal voller Sehnsucht hinauf zum Mond
blicken (vielleicht mit seinem Fernrohr) um dann wieder in einen tiefen Schlaf
zu fallen. Dort würde er von der wundersamen und erkenntnisreichen kurzen
Begegnung mit einer Gleichgesinnten träumen, was aber keinen Ansbacher mehr
interessiert.
Aus der Stadt verschwände ein
weiteres Stück freien, offenen und aufgeschlossenen Geistes, ein Stück des
"göttlichen" das in Form der Schöpferkraft und Kreativität im
Menschen wohnt. Im Schöpfungsmythos heißt es schließlich: "Gott schuf den
Menschen (als Mann und Frau) nach seinem Bilde", so zeigt sich in der
Kunst etwas übergeordnetes.
Ich wünsche der Stadt dass sie
eine einmalige Chance auf etwas besonderes in der Kunstwelt hier nicht
verspielt. Es gibt viele andere Orte in Franken und weit darüber hinaus wo
Lilith eine neue freundlichere Heimstatt finden kann.
Weiten Sie ihren Blick.
Ansbach endet nicht hinter der Kaiser- oder Ludwigshöhe, in Schalkhausen oder
am Windmühlberg. Möge ein frischer Wind durch die alte Haupt- und Residenzstadt
wehen, so wie er es in vergangenen Epochen immer wieder tat. Ansbach hat eine
so reiche Historie und Kultur und seine Geschichte begann weit vor der
"ersten urkundlichen Nennung". Kultur in Form von Kunst und
Architektur hat die Stadt neben vielem über Jahrhunderte geprägt. Über den
alten Hafen in Marktsteft am Main sowie die Italien- und Burgunderstraßen kamen
stets neue Impulse nach Ansbach. Die Stadt möchte doch so zeitgemäß und modern
wirken und tut dies scheinbar auch. Alle die möchten das das so bleibt und sich
in Zukunft auch weiterhin fruchtbar niederschlägt mögen hierzu (auch bei der
aktuellen Diskussion) ihren Beitrag leisten.
Wäre Marius derzeit jedoch mit
neuen Instrumenten im Gepäck auf dem Weg vom Main in die geistigen Zentren
jener Zeit in Franken, so wäre er sicher schon in Uffenheim an der alten
Stundentafel in eine andere Richtung abgebogen. So viel Kleingeist in Ansbach
hätte er nicht ertragen, da wäre ein Umweg über die Hohe Steige nach Ansbach
zur Qual geworden.
Auch Markgraf Alexander würde
aktuell ganz sicher Genugtuung empfinden über seine Entscheidung den Großteil
seiner Schlossbibliothek aus Ansbach abzuziehen um sie der neuen Universität in
Erlangen zur Verfügung zu stellen, genügen zu Ansbach offenbar die alten
Schulbücher und simples Handbuchwissen. Dennoch würde er mit seiner "Lady
Craven", einer Schriftstellerin, wohl traurig auf das Blicken was in seinem
alten Fürstentum heute mit der Kunst und dem Schöngeist angestellt wird, das
hat mit aufgeklärtem Geist nicht viel zu tun. Alexander erkannte zu seiner Zeit
rechtzeitig, dass alte Weltsichten und über Jahrhunderte tradierte Strukturen
bald keinen Bestand mehr haben würden und verließ Ansbach für immer, übergab
seine Lande Preußen und setzte sich mit "Betty", wie er Lady Craven
liebevoll nannte, in England zur Ruhe. Dort widmeten sich beide den schönen
Künsten und der Literatur.
Möge Lilith Ansbach nicht für
immer verlassen. Wird sie jedoch an einen abgelegenen Ort verlegt, wo hier
niemand mehr an ihr Anstoß nimmt, dann sollte sie es schnellstmöglich tun.
Daniel Hahn, im August 2020.
Daniel Hahn, Basteistr. 14, 91301 Forchheim
dhahn12243@aol.com, historikhahn.de
Beschlussvorschlag:
Der Schul- und Kulturausschuss empfiehlt dem Stadtrat gemäß der Bewertung folgende Standorte: